Feuerwehren im Dauereinsatz
55 Liter in 23 Minuten: So viel Regen fiel am Mittwochabend in Oblfing (Markt Schöllnach), in anderen Orten im Landkreis Deggendorf möglicherweise sogar noch mehr. Heftige Gewitter, Sturmböen und Hagelkörner mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern setzten dem sommerlichen Abend ein abruptes Ende. Vor den Wassermassen kapitulierten Abflüsse und Kanaldeckel, Straßen und Keller liefen voll. Die Feuerwehren im ganzen Landkreis waren im Dauereinsatz.
In Schöllnach standen ganze Straßen kniehoch unter Wasser. Schlamm und Regen fluteten die Cantina Bar "El Punto", in deren Biergarten wenige Minuten zuvor die Gäste noch Steaks und Burger genossen hatten. Innerhalb kürzester Zeit stand der Biergarten unter Wasser, das frisch verlegte Pflaster gab unter den Regenfluten nach, Pflanzkübel stürzten um und auch im Gebäudeinneren stand das Wasser. Mit vereinten Kräften beseitigten Inhaber, Feuerwehrleute und Gäste die gröbsten Schäden, während die Einsatzkräfte der Feuerwehr Schöllnach draußen auf der Englfinger Straße die Kanaldeckel öffneten, damit das Wasser ablaufen konnte. Auch in der Bachstraße, der Adalbert-Stifter-Straße und an der Ohebrücke in der Waldstraße herrschte Land unter.
Auch höhere Lagen blieben vom Unwetter nicht verschont: Im Schutzgebiet der Feuerwehr Riggerding wurden Straßenränder ausgeschwemmt, Steine und Geröll auf die Straßen gespült. Die Feuerwehrleute räumten die Steinbrocken von der Fahrbahn und halfen auch hier beim Ausräumen vollgelaufener Keller oder Stadel.
Die Taidinger Feuerwehrleute mussten nach Oblfing (Markt Schöllnach) ausrücken: Dort fluteten Wasser und Schlamm gleich mehrere Anwesen. Keller mussten ausgepumpt und verschmutzte Straßen gereinigt werden. Die Englfinger Straße musste kurzzeitig gesperrt werden, weil Schlamm und Geröll von einem Feldweg die Fahrbahn massiv verschmutzten.
Zwei Hotel-Gaststätten in der Gemeinde Iggensbach wurden von den Wassermassen der eigentlich friedlich dahinlaufenden Ohe eingeschlossen. Das Wasser lief kniehoch über die Straße, Öl- und Gastanks drohten aufgeschwemmt zu werden. Die Einsatzkräfte von Feuerwehren und Wasserwacht sicherten die Tanks, mit Sandsäcken versuchten die Besitzer ihre Gebäude zu schützen.
Auch in der Gemeinde Außernzell waren die Einsatzkräfte der Feuerwehren gefordert, um vollgelaufene Keller auszupumpen. Etliche Straßen wurden überflutet, an einigen Stellen bildeten sich regelrechte Seen auf der Fahrbahn.
Weitere Notrufe gab es auch für Winzer, Niederalteich und Umgebung. Kreisbrandmeisterin Sandra Pöschl berichtete von vollgelaufenen Kellern, überfluteten Gärten und Straßen und weiteren Schäden, zu denen die Feuerwehren und weiteren Einsatzkräfte gerufen wurden. Von rund 220 Einsätzen in der Nacht war nach einer ersten Einschätzung die Rede. Die Kreis-Einsatzzentrale des Landkreises war von 21.15 bis 6.50 Uhr besetzt, berichtet Pöschl, um die Integrierte Leitstelle in Straubing zu unterstützen, die mit der Anzahl der Anrufe überlastet war.
Bereits in der vorangegangenen Nacht hatte es Gewitter gegeben, aber diese waren in der Intensität und Menge an Regen nicht vergleichbar mit dem Unwetter am Mittwochabend, das ungefähr gleichzeitig mit dem EM-Fußballspiel der Deutschen gegen die Ungarn begonnen hatte, sagte Pöschl.
In Neßlbach waren laut Feuerwehr 25 bis 30 Häuser betroffen. "Wir waren direkt im Epizentrum", berichtete Dritter Bürgermeister Franz Augenstein. Das Unwetter habe sich über Moos auf der anderen Donauseite zusammengezogen, hatte er beobachtet. Die Regenmassen hätten unter anderen die Baustelle der Dorferneuerung unter Wasser gesetzt. Bürgermeister Jürgen Roith machte sich am Morgen ein Bild von den Schäden. Neben der großen Baustelle, die komplett unter Wasser stand, waren Anlieger der Schillerstraße stark von den Schäden betroffen. Auch die Staatsstraße bei Dobl war überflutet, eine Anliegerstraße hätten die Wassermassen auf einer Länge von 50 Metern komplett weggerissen, so Roith. Auf mehrere zehntausend Euro schätzt der Bürgermeister die massiven Schäden durch das Starkregenereignis vom Mittwochabend.
Es habe sich gezeigt, dass es unbedingt notwendig sei, das Regenrückhaltebecken endlich zu bauen, das im Zug der Dorferneuerung in Neßlbach errichtet werden soll. In Winzer und Mitterndorf habe es keine vergleichbaren Schäden gegeben.
Vereinzelt waren noch am frühen Donnerstagmorgen Notrufe bei der Feuerwehr wegen vollgelaufener Keller in Privathäusern eingegangen, berichtete Sandra Pöschl, da etliche Bewohner erst am Morgen nach dem Aufstehen bemerkt hätten, was über Nacht passiert war. (Sabine Heinritz, Sabine Süß)
Quelle: pnp - Deggendorfer Zeitung