Unwetter: Wasserwalze richtet hohen Schaden an
Fassungslos zurückgelassen hat das Unwetter der vergangenen Nacht die Bewohner von Osterhofen, Künzing und Umgebung.
Auch in den Ortsteilen Wallerdorf, Oberdorf und Zeitlarn war die Situation kritisch, wie Kreisbrandmeisterin Sandra Pöschl berichtet. Hier standen einige Straßenzüge komplett unter Wasser, anschließend zog das Gewitter mitsamt Wasserwalze in Richtung Künzing weiter.
Das Regenrückhaltebecken bei "Zum Karfreitag" reichte für die Wassermassen nicht aus und ging über. Der sonst etwa 20 Zentimeter hohe Lindenbach verwandelte sich in einen reißenden Strom in Richtung Bahnhofstraße. "Das Wasser stand 1,5 Meter hoch auf der Straße, vom Gartenzaun haben nur noch einige Zentimeter herausgeragt", berichtet Anwohnerin Stefanie Schachtl. Ihr kompletter Garten und Keller wurden überflutet. Auch ihr Auto und das ihres Partners entkamen der Flut nicht. Vor allem der Wagen ihres Partners lief voll – getränkte, verschlammte Fußmatten und Sitze zeugen noch am Donnerstag davon. Ebenso ist dort, wo eigentlich der Garten sein sollte, immer noch eine große Mulde voll braunem Wasser.
Mischung aus Heizöl und Schlamm durchdringt Haus
In der Luft liegt der Geruch von Heizöl, denn ein Haus weiter haben die Wassermassen im Keller der Familie Altmann den Heizöltank umgeworfen und entleert. "Der komplette Keller ist hinüber, wir müssen alles wegwerfen, auch ins Erdgeschoss hat es uns die Wassermassen hereingedrückt – wir haben jetzt einen Abfallcontainer geordert, es muss alles raus", schildert Max Altmann bestürzt. Sein Haus sei früher schon zwei Mal von Wassermassen heimgesucht worden, doch so etwas in diesem Ausmaß hat er noch nie erlebt. Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, alle Zimmer des Erdgeschosses der Familie Altmann sind mit Schlamm verschmiert. Margot Altmann und Ida Brunner schieben den Schmutz mit Wischern in das Wohnzimmer, da sich dort ein Absatz an der Tür befindet, und Ida Brunner den Dreck so besser in den Mülleimer beordern kann.
Hof läuft mit Wasser voll
Die Wasserwalze hat jedoch nicht nur in der Bahnhofstraße gewütet. Der Hof der Familie Amann Am Weiher in Künzing steht nahezu gänzlich unter Wasser. "Wir sind um 12 Uhr ins Bett gegangen, da dachten wir uns noch nichts, als wir dann um 1 Uhr wieder aufgewacht sind, stand das Wasser schon an der oberen Treppenstufe des Eingangsbereichs", beschreibt Elfriede Amann das Szenario, während die Familienmitglieder den Keller ausräumen. "Trockner, Waschmaschine, Lebensmittel, Kühltruhe, Möbel – alles ist kaputt, der komplette Keller", fasst Elfriede Amann die Situation zusammen. Sie weis schon gar nicht mehr wohin mit den Sachen, denn der Hof steht noch immer unter Wasser. Ein Nachbar rückte mit dem Güllefass an und pumpte eine große Menge Wasser ab. "Gott sei Dank ist uns immerhin nichts ins Erdgeschoss geflossen", sagt sie.
Abpumpen des Schlamms dauert mindestens einen Tag
Auch die Hackschnitzelheizung der Familie Amann hat es erwischt, ebenso gibt es keinen Strom mehr: "Der Sicherheitsschalter ist rausgeflogen", schildert Josef Amann. Stück für Stück räumt die Familie gemeinsam mit der Feuerwehr den Keller aus. "Zuerst müssen alle Gegenstände und Möbel raus, dann wird der Schlamm abgepumpt, das dauert mindestens einen Tag und dann kann die Wasserpumpe zum Einsatz kommen", erklärt Manuel Linsmeier von der Feuerwehr Künzing. Am Donnerstag Vormittag ist er, ebenso wie viele weitere Feuerwehrler, bereits seit 14 Stunden unermüdlich im Einsatz.
Im hinteren Teil des Grundstücks der Familie Amann steht eine große Wasserpumpe, die das Wasser etwa zwei Kilometer weiter in den Bach hineinpumpt, wie Manuel Linsmeier berichtet. Die Pumpe hat der Gemüsebauer Winetsdorfer der Familie unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
Insgesamt sind etwa 40 Haushalte in Künzing von den Unwetterschäden betroffen. Einige Straßenzüge mussten gesperrt werden, mehrere wurden durch Schlamm verunreinigt. Um den Schlamm schnellstmöglich von den Straßen zu beseitigen, traf gestern Mittag die Bundespolizei mit drei großen Wasserwerfern in Künzing ein.
Hagel zerstört Gewächshäuser
Eines der Fahrzeuge war auch in Zeitlarn im Einsatz, wo das Gewitter ebenfalls massive Schäden hinterlassen hat. "Das war bestimmt eine der schlimmsten Nächte, die Zeitlarn jemals erlebt hat", berichtet OZ-Mitarbeiterin Siglinde Brumm. Keiner habe mehr ans Schlafen denken können, fast jedes Haus ist betroffen. Überflutete Keller und Hagelschäden sorgten für einen Dauereinsatz der Feuerwehr. Die Leute waren geschockt, berichtet Brumm. Bereits am frühen Mittwochabend vor den verheerenden Überflutungen war ein heftiges Gewitter über Zeitlarn hinweggezogen, das die Fernsehübertragung unterbrach. "Dann begann es zu Hageln, erst relativ kleine Kügelchen, dann wurden die Körner immer größer", schildert Brumm. "Unser Gewächshaus und das der beiden Nachbarn wurde völlig zerstört", erzählt sie bestürzt. Als der Hagel nachgelassen habe, begann der Lindenbach im Ort in rasanter Geschwindigkeit zu steigen.
"Die Menschen im Dorf gingen auf die Straße, ein jeder war einfach nur fassungslos", beschreibt Siglinde Brumm die Stimmung. Ein Autofahrer sei von Richtung Thannberg nach Zeitlarn gefahren. Er habe gesagt, dass alles ein Bild der Verwüstung sei: "Auf den Maisfeldern stehen nur noch kaputte Stängel, hat er erzählt."
Auch die Kreiseinsatzzentrale (KEZ) der Feuerwehr war schon am Mittwoch um 21.15 Uhr im Einsatz. Für die am Donnerstag andauernden Restarbeiten wurde laut Kreisbrandmeisterin Sandra Pöschl die Feuerwehr Pielweichs als Unterstützung angefordert. Rund 220 Einsätze hatten die Feuerwehren bis Donnerstag Mittag bereits abgearbeitet. Die Aufräumarbeiten werden allerdings noch länger andauern. (Franziska Kirschner)
Quelle: pnp - Osterhofener Zeitung