Gefahrstoff / Chemie Austritt im Gebäude, Stichw.: ABC THL Bio/Chemie
Zeitungsartikel der PNP - Deggendorfer Zeitung
vom 27.02.2025:
Nach Chlorgas-Austritt im Deggendorfer elypso: Gefahr gebannt, alle gesund
Großer Schreck am frühen Donnerstagmorgen: Rund 25 Mitarbeiter müssen aus dem Ganzjahresbad elypso evakuiert werden, 150 Feuerwehrleute, die Polizei, ein ABC-Fachberater, ein Notarzt und sieben Rettungsfahrzeuge rücken an und die Bevölkerung im Umkreis wird per Handy-Alarm aufgefordert, die Fenster zu schließen: Im Bad ist Chlorgas ausgetreten.
Nach gut fünf Stunden endlich die Entwarnung – für die Natternberger bestand ab 12.30 Uhr keine Gefahr mehr. Etwa zwei Stunden später war der Einsatz unter der Gesamtleitung von Stadtbrandinspektor Tim Rothenwöhrer und Kreisbrandrat Erwin Wurzer beendet.
Fünf der elypso-Mitarbeiter mussten mit laut Polizei leichten bis mittelschweren Verletzungen im Klinikum behandelt werden. Sie wurden aber bis zum Mittag gesund wieder entlassen, bestätigt BRK-Rettungsdienstleiter Markus Mühlbauer.
Das elypso wurde vorsorglich den ganzen Tag nicht für Gäste geöffnet. Zum Zeitpunkt des Chlorgas-Austritts gegen 7 Uhr war außer den Mitarbeitern noch niemand im Bad. Aufgemacht hätte es erst um 8 Uhr für Schulklassen und um 10 Uhr für den regulären Betrieb.
Die fünf Verletzten waren bis zum Mittag gesund wieder zu Hause
Seine Ursache hatte der Gasaustritt bei morgendlichen Arbeiten im Technikkeller des Bads. Von dort aus wird üblicherweise das Chlor in der jeweils benötigten Menge automatisiert ins Wasser „geimpft“, wie es Stadtwerke-Prokurist Johann Dollmaier formuliert. Er war zusammen mit Geschäftsführer Alexander Springer sofort nach der Alarmierung zum Bad gefahren. Dort war bald klar, was passiert war: „Es war ein Anwenderfehler“, erklärt Dollmaier, das Gas sei während des Ein- oder Umfüllens in geringer Menge ausgetreten.
Chlorgas kann man zwar nicht sehen, aber riechen. Wenn es eingeatmet wird, kann die ätzende Substanz Atemwege und die Bronchien verletzen, je nach Dosis auch lebensgefährlich. Das bestätigt Markus Mühlbauer auf Anfrage der DZ. Deswegen hat die frühmorgendliche Alarmierung den Gefahrgutzug und die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung auf den Plan gerufen. So waren neben der Deggendorfer Polizei nicht nur die Freiwilligen Feuerwehren Natternberg und Deggendorf, sondern auch die aus Schwarzach, Altenmarkt, Osterhofen, Forsthart, Lalling und Hunding im Einsatz, außerdem die Werksfeuerwehr BMW Dingolfing, die über einen Großraumlüfter verfügt, sowie die Bundespolizei, das BRK unter Einsatzleiter Markus Mühlbauer, der Malteser Hilfsdienst und der ABC-Fachberater für den Landkreis, Klaus Bortfeld.
Die frierenden Mitarbeiter bekamen Unterschlupf bei den Pflanz
In Absprache mit ihm, mit Alexander Springer und Johann Dollmaier ging es ans Entlüften des Bads, um sicherzustellen, dass keine Reste des gefährlichen Gases in den Räumen bleiben. Dazu wurden die Dachluken der Kuppel und der Durchlass zum Rutschenturm weit geöffnet und die Raumluft mit dem Großraumlüfter mehrfach herausgeblasen, während sie ständig auf den Chlorgasgehalt hin gemessen wurde. Das im Keller im Behälter verbliebene Gas wurde mit einer Spezialpumpe in ein sicheres Gefäß gefüllt, das später von einer Fachfirma abgeholt wurde.
Für die unverletzten evakuierten Mitarbeiter in berufsbedingt teils sehr leichter Kleidung hat Alexander Springer schnell einen beheizten Unterschlupf organisiert: Sie durften sich in der benachbarte Anlage des Inline-Hockey-Vereins Deggendorf Pflanz aufwärmen. Nach Hause fahren konnten sie zunächst nicht, da ihre Autoschlüssel noch im Bad deponiert waren und niemand dieses betreten durfte. Auch das Angebot der Feuerwehren, sie heimzufahren, konnten sie nicht annehmen – denn auch auch ihre Hausschlüssel hatten sie ja nicht.
Die Einsatzkräfte konnten ihnen schließlich doch noch helfen, erklärt Erwin Wurzer auf Anfrage der DZ: Ein Feuerwehr-Trupp habe sich in vollen Atemschutz gepackt und die persönlichen Utensilien der Mitarbeiter geholt.
Für die Ehrenamtlichen dauerte der Einsatz noch bis in den Nachmittag hinein. Sie hatten einiges zu reinigen und einzupacken, bis sie endgültig abrücken konnten. Das elypso, bestätigt Alexander Springer, ist am Freitag wieder zu den üblichen Zeiten geöffnet. (Katrin Schreiber)
Quelle: pnp-Deggendorfer Zeitung
Einsatzart | Technische Hilfeleistung |
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Alarmierung | durch die ILS Straubing |
Einsatzstart | 27. Februar 2025 07:25 |
Fahrzeuge | HLF 10 |
Alarmierte Einheiten | FF Deggendorf FF Natternberg UG-OEL Werkfeuerwehr BMW Dingolfing FF Altenmarkt FF Forsthart FF Hunding FF Lalling FF Osterhofen FF Schwarzach Polizei Rettungsdienst Notarzt |
Alarmierungsart | per Sirene |